Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung steigt auf 237 €/MWh – staatlich verordnete Gaseinkäufe und Hitzewelle unterstützen
In den vergangenen zwei Wochen seit unserem letzten Bericht ging es auf dem Gasmarkt preistechnisch nur bergauf. Die aktuellen Preisanstiege können dabei nur bedingt eindeutigen geopolitischen Impulsen von außen zugeordnet werden. Die allgemein extrem angespannte Lage und akute Sorgen um Lieferengpässe im Winter treiben die Großhandelspreise jedoch unaufhaltsam weiter nach oben. Eine Rolle spielt auch die fortlaufende Hitzewelle, welche viele Wasserstraßen europaweit nicht befahrbar macht und bei Lieferanten zu logistischen Schwierigkeiten führt. Zusätzlich finden im August üblicherweise einzelne Wartungen in den norwegischen Gasfeldern statt, auch wenn das bisher zur keiner spürbaren Verringerung der Liefermengen geführt hat.
Die Gaspreise auf dem kurzfristigen Spotmarkt werden aktuell zusätzlich durch die staatlich verordneten Gaseinkäufe durch den deutschen Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE) unterstützt. Um die Speicherstandvorgaben im Winter zu erreichen, wurde die THE von der Bundesregierung damit beauftragt die Speicher zu befüllen. Dabei kauft THE die fehlenden Gasmengen auf dem Spotmarkt. Die Kosten werden daraufhin auf alle Marktteilnehmer verteilt. Die Strategie scheint auch aufzugehen, da der Gesamtspeicherstand aktuell bei ca. 77 % liegt und somit die erste regulatorische Speicherstandvorgabe von 75% zum 01.09.2022 bereits zwei Wochen im Voraus erreicht wurde. Der Day Ahead für das deutsche Marktgebiet THE handelt dabei bei ca. 237 €/MWh.
Eine wichtige politische Nachricht für die Verbraucher war auch die Veröffentlichung der Gasbeschaffungsumlage, welche ausgewählten Importeuren als Kompensation der Mehrkosten durch fehlende russische Mengen dienen soll. Diese wurde auf zunächst 2,419 Cent/kWh gesetzt und kann für die Zukunft noch angepasst werden.
Auch auf dem Terminmarkt gab es in den vergangenen Tagen nur eine Richtung. Selbst die Nachricht über die gesicherte Belieferung der geplanten deutschen LNG-Terminals Brunsbüttel und Wilhelmshaven ab dem Winter 22-23 konnte den Markt nicht spürbar entspannen. Das Winterprodukt 2022/2023 für das deutsche Markt-gebiet handelt aktuell bei ca. 224 €/MWh.
Produkt [€/MWh] | 18.08.2022 | 04.08.2022 | delta |
THE Gas QIV 22 | 232,92 | 201,47 | 31,45 |
THE Gas Win 22 | 232,19 | 198,16 | 34,03 |
THE Gas Cal 23 | 212,57 | 165,68 | 46,89 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 18.08.2022 und 04.08.2022 (siehe letzter Bericht)
Strom: Strompreisentwicklung durchbricht 500 €/MWh – Hitzeperiode sorgt für Rekordpreise
Die aktuelle Hitzeperiode hat eine gravierende Auswirkung auf den Strommarkt. Durch die geringeren Flusspegel kann weniger Kohle von den Seehäfen ins Landesinnere verschifft werden, was das Angebot für die Kohlekraftwerke verknappt. Zusätzlich kommt das ununterbrochene Thema der französischen Kernkraftreaktoren, welche durch zu hohe Flusstemperaturen nicht gekühlt werden können. Insgesamt führen diese und weitere Faktoren dazu, dass der Preis für das deutsche Kalenderjahr 2023 (Cal-23) stets neue Rekordhöhen erreicht und dabei problemlos auch die psychologisch wichtige Marke von 500€/MWh überwunden hat. Aktuell handelt das Cal-23 bei 537 €/MWh.
Entsprechend ist auch der Kohlepreis aufgrund der Lieferprobleme stark gestiegen. Trotzdem werden zur Stabilität sogar Kohlekraftwerke aus der Reserve geholt. Das letzte Woche in Kraft getretene EU-Embargo treibt die Preise zusätzlich nach oben. Aktuell liegt der Kohlepreis für die Lieferung im Jahr 2023 bei ca. 308 USD/t.
Wie erwartet haben sich Preise für Emissionen (EUAs) in den vergangenen Tagen aufgrund von geringem Handelsvolumen leicht erholt. Die wirtschaftliche Situation in den kommenden Monaten wird für die weitere Preisentwicklung entscheidend sein, da eine Rezession die Industrieproduktion und somit auch die Nachfrage nach Zertifikaten senken könnte. Aktuell liegt der Preis bei ca. 96 Euro pro Zertifikat.
Produkt [€/MWh] | 18.08.2022 | 04.08.2022 | delta |
Strom Base Cal 23 | 511,60 | 398,49 | 113,11 |
Strom Peak Cal 23 | 740,00 | 532,38 | 207,62 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 18.08.2022 und 04.08.2022 (siehe letzter Bericht)
Öl: Ölpreisentwicklung bei 97 USD/bbl – Schwache Konjunkturprognosen aus China
Als einer der wenigen Rohstoffe hat Öl in den vergangenen zwei Wochen keine klare Preisrichtung gezeigt und bleibt unter den 100 USD pro Fass für die Sorte Brent (auch wenn beim Handel die 100 USD/bbl vor einer Woche kurzfristig doch erreicht wurden). Aktuell liegt der Preis bei ca. 97 USD/bbl. Schwache Konjunkturprognosen aus China erlauben aktuell keine deutliche Preiserholung.
Temperatur: Temperaturentwicklung deutlich über Norm
Die Temperaturen befinden sich aktuell deutlich über Norm. Auch für die kommende Woche wird von überdurchschnittlichen Temperaturen ausgegangen.
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