Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung fällt auf 102 €/MWh – Temperaturen bremsen die Preise weiter
Ein sehr herausforderndes Jahr 2022 neigt sich dem Ende. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erstarrte ganz Europa. Auch die Auswirkungen auf die Energiewirtschaft waren und sind extrem. Bereits zu Beginn des Jahres war Europa mit sehr geringen Speicherständen konfrontiert; insbesondere die europäischen Speicher in russischer Hand waren seit dem letzten Jahr strategisch so gut wie leer gehalten worden. Mit dem Überfall russischer Truppen auf die Ukraine Ende Februar schossen die Gaspreise dann direkt in die Höhe. Der Preis am deutschen Marktgebiet THE für Lieferungen am Folgetag lag zu der ersten Spitze Anfang März bei etwa 220 €/MWh, ausgehend von etwa 75 €/MWh. Aufgrund der jedoch unverminderten Gaslieferungen flachte das Preisniveau bis Mitte Juni wieder etwas ab (auf circa 80 €/MWh), bevor es mit den Lieferkürzungen der Nord Stream 1 durch Gazprom und den russischen Staat auf nur noch 40% der Kapazität wieder deutlich nach oben schnellte. Durch die weitere Reduzierung der Kapazität auf 20% Ende Juli und die Ankündigung der Wartung einer Turbine der Nord Stream 1 Mitte August eskalierte der Preis unter Anderem durch Panikkäufe bis zu etwa 320 €/MWh an der Spitze. Mit dieser Wartung ging die Pipeline nicht wieder in Betrieb. Das Preisniveau lies trotzdem kontinuierlich, aber mit weiterhin viel Volatilität wieder nach. Einen spürbaren zwischenzeitlichen Effekt verursachten die ungeklärten Anschläge auf die Pipelines Nord Stream 1 und 2 Ende September.
Durch diverse Maßnahmen und zuletzt Markteingriffe der Bundesrepublik und der EU wurde kontinuierlich versucht die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten und den Markt zu stabilisieren. Einen wesentlichen Schwerpunkt, neben der angeordneten Befüllung der Speicher und der staatlichen Rettung systemrelevanter Versorger, wird hierbei auf die Verbrauchsreduktion und die Diversifizierung der Energieimporte gelegt.
Im Rahmen der Diversifizierung hat Deutschland im Frühjahr kurzfristig mit der Einrichtung von LNG-Kapazitäten begonnen. So kam diese Woche bereits das zweite FSRU (Floating LNG Storage and Regasification Unit) in Deutschland an. Während in Wilhelmshaven bereits ab heute Gas ins Netz eingespeist werden kann, stehen für Lubmin noch Genehmigungen aus. Ein weiteres FSRU für Brunsbüttel ist außerdem auf dem Weg. Das FSRU in Wilhelmshaven kann ab 2023 etwa 8% des jährlichen deutschen Bedarfs decken.
Aktuell erreicht Europa weiterhin viel LNG und kontinuierlich hohe Mengen aus Norwegen. Sehr kalte Temperaturen hatten Europa die letzten beiden Wochen fest im Griff. Die Gaspreise haben trotz der sehr kalten Temperaturen in Deutschland weiter nachgelassen. Die benötigten Mehrmengen wurden aus den Speichern entnommen, der Speicherstand wurde so auf immer noch hohe 87% reduziert. Die nun wieder deutlich milderen Temperaturen bremsen die Preise weiter. Der Preis für den Folgetag liegt aktuell bei etwa 90 €/MWh. Ggf. wird die Industrie die Zeit der Feiertage für ausgedehnte Werksschließungen nutzen und zusätzliche Gasmengen verkaufen. Sollte das eintreten, dürften die Preise weiter fallen. Das Kalenderjahr 2023 handelt aktuell bei etwa 104 €/MWh.
Produkt [€/MWh] | 21.12.2022 | 07.12.2022 | delta |
THE Gas QI 23 | 100,26 | 150,21 | -49,95 |
THE Gas Sum 22 | 101,97 | 150,17 | -48,20 |
The Gas Cal 23 | 102,72 | 150,77 | -48,05 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 21.12.2022 und 07.12.2022 (siehe letzter Bericht)
Strom: Strompreisentwicklung fällt auf 258€/MWh – Verzögerung bei Instandhaltung französischer Atomkraftwerke
Die Strompreise geben wie die Gaspreise mit den milderen Temperaturen weiter ab. Auch die AKW Verfügbarkeit in Frankreich nahm zuletzt wieder etwas zu. Das Kalenderjahr 2023 handelt momentan bei etwa 258 €/MWh.
Diese Faktoren lasten auch deutlich auf den Kohlepreisen. Auf der Angebotsseite zeichnen sich zudem momentan keine Engpässe ab. Hier liegt das Kalenderjahr 2023 bei aktuell etwa 189 USD/t.
Die Emissionszertifikate verzeichneten die vergangene Woche Verluste und gaben auf etwa 84 €/t ab. Mit einer Einigung der EU zur ETS-Reform vergangenen Samstag gewannen sie wieder an Wert. Beschlossen wurde unter Anderem, dass das CO2-Minderungsziel für 2030 auf 62% (statt 43%) der Emissionen des Jahres 2005 erhöht wird. Dazu werden Einmalabsenkungen des Zertifikateangebots um 90 Mio. im Jahr 2024 und 27 Mio. im Jahr 2026 vorgenommen. Auch der lineare Reduktionsfaktor wird erhöht und die freien Zuteilungen an die Industrie reduziert, 2034 dann komplett beendet. Aktuell handeln die Emissionszertifikate wieder bei etwa 87 €/t.
Produkt [€/MWh] | 21.12.2022 | 07.12.2022 | delta |
Strom Base Cal 23 | 268,29 | 393,50 | -125,21 |
Strom Peak Cal 23 | 349,00 | 482,06 | -133,06 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 21.12.2022 und 07.12.2022 (siehe letzter Bericht)
Öl: Ölpreisentwicklung steigt auf 84 USD/bbl – USA plant strategische Ölreserven aufzufüllen
Am Ölmarkt stehen die Unsicherheiten bezüglich China im Vordergrund. Nach der Lockerung der Null COVID-Strategie steigen die Fallzahlen in dem Land stark an. Dies wirft Bedenken bezüglich einer baldigen wirtschaftlichen Erholung und der damit verbundenen Ölnachfrage auf, die Hoffnung auf eine schnellere Erholung der Nachfrage besteht aber weiterhin. Dahingegen plant die USA ihre strategischen Reserven wieder etwas aufzufüllen. Das Öl der Sorte Brent handelt aktuell bei etwa 84 USD/bbl.
Temperatur: Temperaturentwicklung steigen wieder über Norm
Nach den sehr kalten Temperaturen der vergangenen Tage, liegen sie aktuell deutschlandweit wieder deutlich über Norm. In den kommenden zwei Wochen sollen die Temperaturen auch weiter über Norm.
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