Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung steigt auf 197 €/MWh – politische Kapazitätsreduzierung bei Nord Stream 1 auf 20%?
Die von vielen Marktteilnehmern antizipierte Entspannung des Gasmarkts aufgrund der Inbetriebnahme der NordStream I mit 40% der Leistungskapazität nach der Wartung währte nicht lange. Nur wenige Tage nach der Wiederaufnahme der Gaslieferungen sorgten am 25.07.2022 die ersten Meldungen und kurzzeitig später auch die Umsetzung einer weiteren Lieferreduzierung auf 20% der Pipelinekapazität für enorme Preissprünge. Als Hintergrund wird von der Gazprom die sanktionsbedingt nicht mögliche Auslieferung von Turbinen für die Pipeline genannt. Die meisten internationalen Akteure bezweifeln jedoch diese Darstellung und vermuten hier politische Motive. Aktuell handelt der Day Ahead für das deutsche Marktgebiet THE bei ca. 197 €/MWh.
Zwischenzeitlich wurden die Speichervorgaben von der Bundesregierung nochmals erhöht, mit einem neu gesetzten Zwischenziel von 75% zum 01.09.2022 (die nächsten angehobenen Ziele sind dann 85% am 01.10.2022 und 95% am 01.11.2022). Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt aktuell bei 69,9%. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit laut der Bundesnetzagentur weiterhin gewährleistet. Insbesondere liegt der Fokus bei Gas gerade auf einer branchenübergreifenden Nachfragereduzierung, während viele Unternehmen Alternativen für gasintensive Produktionsverfahren suchen. Auch die EU hat zu einer freiwilligen Einsparung des Gaskonsums um 15% für diesen Winter aufgerufen.
Der Terminmarkt blieb nicht unverschont von den extremen Marktbewegungen. Das Winterprodukt 2022/2023 für das deutsche Marktgebiet erreichte zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch von über 200 €/MWh und handelt aktuell bei ca. 200 €/MWh.
Produkt [€/MWh] | 04.08.2022 | 21.07.2022 | delta |
THE Gas QIV 22 | 201,47 | 164,22 | 37,25 |
THE Gas Win 22 | 198,16 | 162,84 | 35,32 |
THE Gas Cal 23 | 165,68 | 135,03 | 37,25 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 04.08.2022 und 21.07.2022 (siehe letzter Bericht)
Strom: Strompreisentwicklung steigt auf 406 €/MWh – Turbulenzen auf dem Gasmarkt befeuern Strompreis
Die Turbulenzen auf dem Gasmarkt sorgten auch auf dem Strommarkt für erhebliche Preisanstiege. Verstärkt wurde dies durch die fortschreitende Hitzewelle, welche die Kühlung von Atomreaktoren durch Flusswasser insbesondere in Frankreich erschwert und die Preise in die Höhe treibt. Auch bei der möglichen Laufzeitverlängerung von deutschen Kernkraftwerken über das Ende von 2022 zeichnet sich bisher keine Entscheidung ab, da auch die tatsächliche Wirksamkeit der Maßnahme noch unklar ist. Das deutsche Produkt für das Kalenderjahr 2023 Cal-23 stieg im Einklang mit dem Gaspreis daher auf ca. 406 €/MWh an.
Auch die Kohlepreise zeigen keine Hinweise auf Entspannung. Hier wirken zusätzlich die aufgrund der Hitze geringeren Flusspegel preisunterstützend, da diese die maximale Beladung der Binnenfrachtschiffe über den Rhein verringern. Ab kommender Woche tritt ebenfalls das EU-Embargo auf russische Kohle in Kraft, was den Markt zusätzlich einengen könnte. Preisdämpfend wirken dagegen die hohen Kohlebestände in den europäischen Häfen. Aktuell liegt der Kohlepreis für die Lieferung im Jahr 2023 bei ca. 259 USD/t.
Die Kosten für die Emissionen (EUAs) sind in den vergangenen zwei Wochen leicht gefallen, konnten jedoch in den letzten Tagen wieder steigen. Hintergrund ist regulatorische Besonderheit, dass im August grundsätzlich deutlich weniger Zertifikate durch die Energiebörse versteigert werden und das Angebot verknappt wird. Aktuell liegt der Preis bei ca. 84 Euro pro Zertifikat.
Produkt [€/MWh] | 04.08.2022 | 21.07.2022 | delta |
Strom Base Cal 23 | 398,49 | 324,14 | -6,02 |
Strom Peak Cal 23 | 532,38 | 470,10 | 19,60 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 04.08.2022 und 21.07.2022 (siehe letzter Bericht)
Öl: Ölpreisentwicklung durchbricht 100 auf 98 USD/bbl – Rezession befürchtet
Der Ölpreis handelt aktuell unter der psychologisch wichtigen Marke von 100 USD pro Fass (Sorte Brent). Die globalen Wirtschaftssorgen und die Befürchtungen einer globalen Rezession wirken preisdämpfend. Zusätzlich haben die OPEC+ Mitglieder eine minimale Erhöhung der Fördermengen für September angekündigt, was die globale Fördermenge jedoch nur insignifikant erhöhen wird. Der Preis liegt aktuell bei ca. 98 USD/bbl.
Temperatur: Temperaturentwicklung deutlich über Norm
Die Temperaturen befinden sich aktuell deutlich über Norm. Auch für die kommende Woche wird von überdurchschnittlichen Temperaturen ausgegangen.
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