Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung steigt auf 54,48 €/MWh – mehrere unerwartete Ausfälle von Gasfeldern in Norwegen
In den vergangenen zwei Wochen ist eine lange nicht da gewesene Volatilität an die Energiemärkte zurückgekehrt. Zu Beginn der KW 24 meldete der norwegische Netzbetreiber Gassco mehrere unerwartete Ausfälle und wochenlange Verzögerungen bei Wartungsarbeiten an einzelnen Gasfeldern. Die damit verbundenen Lieferkürzungen über die Pipelines drückten die Gaspreise entlang der gesamten Preiskurve deutlich nach oben. Zusätzlich kommt hierzu eine anhaltende Hitzewelle in Teilen Asiens, den USA und auch Europa – die notwendige Kühlung verursacht einen erhöhten Strombedarf, welcher durch hochgefahrene Gaskraftwerke abgefangen werden muss.
Die Vernetzung der weltweiten Gasmärkte durch LNG-Lieferungen führt dazu, dass lokale Preisanstiege auch in anderen Regionen deutlich spürbar werden. Die LNG-Importe in Europa sind entsprechend am Anfang dieser Woche auf ein 9-Monatstief gefallen, da andere teurere Märkte für freiverfügbare LNG-Mengen attraktiver geworden sind. Zusätzlich gibt es an mehreren LNG-Häfen in Europa Wartungsarbeiten. Die Meldung aus den Niederlanden über die endgültige Schließung des Gasförderfeldes Gröningen (welche jedoch von den Marktteilnehmern bereits antizipiert wurde) war dann nur die Kirsche auf der Sahnetorte. Der Day Ahead Preis für das deutsche Marktgebiet THE stieg letztendlich auf ca. 37 €/MWh, eine Steigerung von über 50% im Vergleich zu den niedrigsten Notierungen am Anfang Juni. Das Produkt für den kommenden Winter ist ebenfalls gestiegen und handelt aktuell bei ca. 54 €/MWh, was jedoch einen ausreichenden Spread für die wirtschaftliche Speicherbefüllung bietet. Der Speicherstand in Deutschland liegt bei 79%, während einzelne Speicher wie z.B. Rehden bereits zu 92% befüllt sind.
Produkt [€/MWh] | 21.06.2023 | 06.06.2023 | delta |
THE Gas QIII 2023 | 38,12 | 27,07 | 9,99 |
THE Gas Winter 2003 |
53,81 |
41,95 | 11,76 |
The Gas Kalenderjahr 2004 | 54,48 | 44,17 | 10,19 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 22.06.2023 06.06.2023 (siehe letzter Bericht)
Strom: Strompreisentwicklung steigt auf 145,95 €/MWh – globale Wirtschaftsprognosen bleiben schwächer
Die steigenden Gasnotierungen haben auch die Strommärkte mit nach oben gezogen. Wie gewohnt sind die französischen Kernkraftwerke im besonderen Fokus, da auf Grund von diversen Wartungen und Ausfällen aktuell nur knapp über 60% der gesamten Nuklearleistung verfügbar ist. Zusätzlich besteht die Befürchtung, dass die großflächige Hitzewelle die Flüsse aufwärmt und die wassergekühlten Anlagen nicht ausreichend gekühlt werden können. Dies könnte in näherer Zukunft zu einer weiteren Reduzierung der Leistung führen. Ähnlich wie letztes Jahr könnte das trockene Wetter auch die Verfügbarkeit von Wasserkraft, sowie den Kohletransport auf sinkenden Flusspegeln erschweren. Insgesamt reagierte der Markt somit stark bullish. Das Frontkalenderjahr Base legte kräftig zu und handelt derzeit bei ca. 143 €/MWh. Die Spotpreise bleiben weiter sehr volatil und abhängig von der Wind- und Photovoltaikerzeugung.
Die CO2-Preise erlebten in den letzten zwei Wochen einen starken Anstieg und handeln aktuell bei ca. 90 €/t. Als Ursache wird spekulativer Handel und die Schließung der Short-Positionen einiger Marktteilnehmer aus dem Finanzbereich vermutet. Dieser Rückkauf von bereits „leer“ verkauften Zertifikaten, um die Verluste zu minimieren, kann den Preis sehr schnell in die Höhe treiben und eine Kettenreaktion auslösen, ein sogenannter „Short Squeeze“. Die fundamentalen Gründe sprechen dabei tendenziell für einen Preisverfall – die globalen Wirtschaftsprognosen bleiben schwächer und auch die marktentscheidende chinesische Wirtschaft erholt sich nur langsam.
Auch der Kohlepreis für das Kalenderjahr 2024 konnte sich auf ca. 115 USD/t erholen, angetrieben unter anderem von der erhöhten fossilen Stromerzeugung zur Kühlzwecken.
Produkt [€/MWh] | 21.06.2023 | 06.06.2023 | delta |
Strom Base Kalenderjahr 2024 | 145,95 | 119,24 | 23,81 |
Strom Peak Kalenderjahr 2024 | 177,25 | 146,50 | 28,75 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom 22.06.2023 06.06.2023 (siehe letzter Bericht)
Öl: Ölpreisentwicklung fällt auf 75 USD/bbl – schwache Wirtschaftsdaten wirken preisdämpfend
Durch die Vielzahl der politischen Nachrichten und veröffentlichten Konjunkturprognosen legte der Ölpreis der Sorte Brent eine Berg- und Talfahrt hin. Ähnlich wie auch bei den CO2- und Kohlepreisen spielen auch hier, trotz aller geplanten Förderkürzungen durch die OPEC+, die schwachen Wirtschaftsdaten eine preisdämpfende Rolle. Auch die Befürchtungen neuer Leitzinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung ermöglichen dem Ölpreis kein nachhaltiges Wachstum. Der Ölpreis der Sorte Brent handelt aktuell bei ca. 75 $/bbl.
Temperatur: Temperaturentwicklung über Norm
Die Temperaturen bewegen sich aktuell deutlich über der saisonalen Norm, werden jedoch in den kommenden Wochen leicht bis auf die Durchschnittswerte sinken.
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