Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung fällt auf 124 €/MWh – Temperaturen bis zu 7 Grad unter Norm
Der Spotpreis (Lieferung am Folgetag) im deutschen Marktgebiet THE ist innerhalb der letzten zwei Wochen deutlich gestiegen. Lag der Preis am 10.11.2022 noch bei etwa 75 €/MWh, wird der Folgetag aktuell zu circa 124 €/MWh gehandelt. Dieses Plus begründet sich wesentlich in den kühleren Temperaturen der vergangenen Woche, die in Teilen Deutschlands bis zu etwa 7 Grad unter der üblichen Norm betrug. Durch den höheren Heizbedarf switchten die Speicher europaweit Anfang vergangener Woche erstmals auf Nettoausspeisung. Hinzu kamen einige Ausfälle an Gasfeldern in Norwegen, weshalb die Pipelinekapazität aufgrund der ungeplanten Wartungen eingeschränkt wurde. Zwischenzeitlich sind die Mengen wieder auf das vorherig hohe Niveau zurückgekehrt.
Das LNG-Angebot in Nordwesteuropa ist weiterhin auf Rekord Niveau. Das Anfang Juni in Brand geratene LNG Exportterminal Freeport, welches für etwa ein Fünftel der US-amerikanischen LNG-Exporte verantwortlich ist, sollte planmäßig Mitte November einsatzbereit sein. Nun wurde die Inbetriebnahme auf Mitte Dezember verlegt. Mit Wiederaufnahme des Exports werden in Europa vermehrt amerikanische LNG-Mengen erwartet.
Über eine Pipeline durch Ukraine erreicht Europa momentan noch russisches Gas. Diese Mengen stehen mit einer Ankündigung Gazproms ab kommenden Montag auf dem Spiel. Ob und in welchem Umfang die Mengen gekürzt werden, wird sich Anfang nächster Woche zeigen.
Mit dem deutlichen Anstieg der Spotpreise näherte sich der Preis dem des Frontmonats Dezember (aktuell etwa 126 €/MWh) an. Das vor kurzem ausgeprägte Premium ist somit weitgehend abgebaut.
Auch am Terminmarkt zogen die Preise an. Das Kalenderjahr 2023 handelt momentan zu etwa 134 €/MWh, das Kalenderjahr 2024 notiert etwa 30 €/MWh niedriger.
Produkt [€/MWh] | 23.11.2022 | 09.11.2022 | delta |
THE Gas QI 23 | 137,49 | 123,30 | 14,18 |
THE Gas Sum 22 | 135,94 | 122,18 | 13,76 |
The Gas Cal 23 | 137,65 | 124,03 | 13,62 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 23.11.2022 und 9.11.2022 (siehe letzter Bericht)
Strom: Strompreisentwicklung fällt auf 343€/MWh – wachsendes Risiko für kalte Temperaturen
Am Strommarkt steigt das Niveau mit höheren Gas- und Kohlepreisen sowie einem wachsenden Risiko für kalte Temperaturen. Der Kontrakt für das Q1 23 gewann zuletzt etwa 40 €/MWh auf 355 €/MWh. Auch entlang der Kurve gewann das Kalenderjahr 2023 etwa 23 €/MWh auf momentan 343 €/MWh.
Die Kohlepreise sprangen Anfang der Woche mit anhaltenden Versorgungsängsten nach oben. Als möglicher Grund gelten anhaltende Schienenblockaden in Kolumbien, durch welche die Beladung der Schiffe an den Exporthäfen teilweise zum Erliegen gekommen sind. Auch in Asien wächst die Konkurrenz für Europa, da in einigen Ländern, mit dem Einsetzen kälterer Temperaturen, die Nachfrage steigt. Der Kohlepreis für die Lieferung im Jahr 2023 stiegt von etwa 180 USD/t im letzten Energiemarkt-Update auf momentan 240 USD/t.
Die Emissionszertifikate notieren immer noch weitgehend entkoppelt von den übrigen Commodities. Der Kurs liegt aktuell bei etwa 77 €/t und somit nur leicht über dem Preis von vor zwei Wochen. Die kühleren Temperaturen stützen den Einsatz von Kohle und Gas im Strommix, wodurch sich die Nachfrage an Zertifikaten etwas erhöht.
Produkt [€/MWh] | 23.11.2022 | 09.11.2022 | delta |
Strom Base Cal 23 | 346,00 | 327,56 | 18,44 |
Strom Peak Cal 23 | 446,23 | 433,00 | 13,23 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 23.11.2022 und 9.11.2022 (siehe letzter Bericht)
Öl: Ölpreisentwicklung fällt auf 94 USD/bbl – OPEC+ Ausweitung der Produktion erwartet
Das Öl der Sorte Brent verlor in den vergangenen zwei Wochen deutlich an Wert. Ein Barrel büßte etwa 10 USD auf momentan 84 USD ein. Im Vordergrund des Preisrückgangs liegen nach wie vor Nachfragesorgen. Die Hoffnung auf einen Rückgang der strengen Covid-Restriktionen Chinas ging nicht in Erfüllung. Auch die Prognose der OPEC für das Nachfragewachstum wurde gesenkt. Die Lobbygruppe verwies auf einen schlechteren wirtschaftlichen und politischen Ausblick.
Zu Beginn dieser Woche kamen zudem Informationen an den Markt, dass die OPEC+ in ihrem nächsten Meeting Anfang Dezember wieder eine Produktionssteigerung (+ 500.000 Barrel/Tag) beschließen könnte. Diese Meldung löste einen deutlichen Preisverfall aus. Die leichte Gegenkorrektur trat jedoch direkt ein, als Saudi-Arabien die Meldung dementierte.
Temperatur: Temperaturentwicklung deutlich unter der Norm
Vergangene Woche fielen die Temperaturen in Teilen Deutschlands deutlich unter Norm. Aktuell liegen sie wieder leicht drüber, wo sie auch für die kommenden beiden Wochen prognostiziert werden.
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