Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung fällt auf 37,15 €/MWh – Gasspeicher in Deutschland mit 70,73% gut gefüllt
Die geringe Liquidität des Feier- und Brückentages in der letzten Woche, die gestiegenen Spotpreise in Asien aufgrund der starken Nachfrage in Indien (extreme Temperaturen erhöhten den Bedarf an Stromerzeugung) sowie robuste Käufe aus Japan und Südkorea zum Auffüllen der Speicher wirkten sich unterstützend auf die europäischen Gaspreise aus. Das Frontjahr am THE stieg zwischenzeitlich auf über 40 €/MWh, derzeit handelt es bei 37,15 €/MWh. Des Weitern übten Risiken auf der Angebotsseite Druck auf die Preise aus. Die Unsicherheit über russische Gasflüsse und ein ungeplanter Ausfall der norwegischen Verarbeitungsanlage in Nyhamna (es fehlten knapp 80 Mio. Kubikmeter/Tag) sorgten dafür, dass diesen Montag (03.06.2024) der Preis für den Monatskontrakt am THE auf ein 6-Monatshoch von 38,60 €/MWh stieg. Mit Bekanntgabe des Endes der Reparaturarbeiten fiel der Preis auf 33,32 €/MWh zurück. Durch die geringere Gasmenge über die norwegischen Pipelines reduzierten sich die Einspeicherungen in die EU-Gasspeicher. Die Speicher sind mit 70,73% dennoch auf einem komfortablen Niveau gefüllt. Die Füllstände der deutschen Speicher beträgt 73,35%. Die Versorgung über die anderen Pipelines (BBL aus Großbritannien und Transit über Ukraine) blieb hingegen stabil. Demgegenüber laufen die drei LNG-Exportanlagen in Freeport (USA) wieder in vollem Betrieb und die Exporte von dort nach Europa und Asien sind im Mai gestiegen. Ebenso ist die Wartung in Gorgon (zweitgrößte LNG-Anlage in Australien) beendet. Dadurch sind die europäischen LNG-Importe im Mai auf ein 8-Monatstief gesunken, was aber auch an der niedrigen Nachfrage liegt. Im Juni ist weiterhin mit geringen LNG-Importen zu rechnen, da es umfangreiche Wartungen an französischen und belgischen LNG-Terminals gibt. Daneben spielt die Positionierung der finanziellen Investoren am TTF (niederländischer Markt) eine immer größere Rolle. So kauften Hedge-Fonds in den letzten Wochen spekulativ viele Kontrakte, was die Preise stark unterstützte. Die rekordhohe Netto-Longposition von 121 TWh sorgt aber auch für ein hohes Korrekturpotential bei den Preisen, wenn Gewinne durch Verkäufe realisiert werden. Dagegen werden durch die heute erfolgte Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank die Kredite billiger, was grundsätzlich die Konjunktur beleben dürfte.
Außerdem wird sich die Angebotsseite in den nächsten Jahren verbessern. Equinor (ein norwegischer Erdöl- und Erdgaskonzern) und weitere Partner haben die finale Entscheidung getroffen, in den Ausbau des Gasfeldes Troll zu investieren. Die Produktion soll insgesamt somit um vier Jahre verlängert und der Abfall der Produktionskapazität verlangsamt werden. Insgesamt soll es acht neue Bohrungen geben, wobei die ersten Bohrungen bereits 2026 zu ersten Produktionsmengen führen sollen. Zudem nehmen in den USA und Kanada weitere LNG-Terminals im nächsten Jahr ihren Betrieb auf.
Produkt [€/MWh]06 | 06.06.2024 | 22.05.2024 | delta |
THE Gas Quartal III 2024 | 33,74 | 35,22 | -1,48 |
THE Gas Winter 2024 | 38,19 | 40,45 | -2,27 |
The Gas Kalenderjahr 2025 | 37,15 | 39,64 | -1,48 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 05.06.2024 und 22.05.2024
Strom: Strompreisentwicklung fällt auf 93,16 €/MWh – EU-Kommission kürzt Auktionsmenge für CO2-Zertifikate um 267 Mio. EUA
Die Preise im deutschen Strommarkt stiegen mit den anziehenden Preisen im Gas und der EUA-Zertifikate, trotz des guten Angebots aus Erneuerbaren Einspeisung, einer inländischen Nachfrage weit unterhalb des Vorkrisenniveaus sowie der schwachen industriellen Produktion. Nachdem sich die Lage im Gasmarkt wieder entspannte, liegt der Preis für das Frontjahr bei 93,16 €/MWh und damit 7€ tiefer als noch vor 14 Tagen. In der nächsten Woche wird mit geringerer Einspeisung der Erneuerbaren gerechnet, was durch Verstromung fossiler Brennstoffe ausgeglichen werden sollte. Die Höhe der französischen Grenzkapazitäten nach Belgien, Italien, Schweiz und Deutschland ist von 40% mittlerweile wieder auf 70% gestiegen. Der Übertragungsnetzbetreiber RTE warnt davor, dass die Begrenzungen bis in den Oktober anhalten könnten. Frankreich reduziert den Transport an die Grenze, um die Sicherheit des inländischen Netztes zu garantieren, da Wartungen stattfinden und eine sehr hohe Einspeisung der Erneuerbaren die Netzstabilität erschweren. Da Deutschland auf Importe aus Frankreich angewiesen ist, sorgte dies in den letzten Wochen ebenso für steigende Preise.
Der Preis für die Verschmutzungsrechte ist stark an die Bewegungen am Gasmarkt gekoppelt. So konnte man auch hier ein volatiles Verhalten beobachten. Der Kontrakt für Dez24 stieg kurzzeitig auf 78,10 €/t und steht aktuell bei 72,33 €/t. Desweitern kürzt die EU-Kommission die Auktionsmenge für CO2-Zertifikate zwischen dem 01.09.2024 und dem 31.08.2025 um 267 Mio. EUA und reagiert damit auf die im Umlaufmenge aus dem Vorjahr.
Der Kohlepreis API-2 für das Frontjahr stieg in den letzten zwei Wochen zwischenzeitlich um über 8 USD/t und tendiert aktuell wieder bei 120,62 USD/t. Also auf einem ähnlichen Niveau seit dem letzten Bericht. Gründe dafür sind u.a. die anziehenden Gaspreise, die die Verstromung aus Kohle wieder attraktiver macht und die gestiegene Nachfrage der asiatischen Länder. Preisbegrenzend wirkt sich der starke weltweite Ausbau der Erneuerbaren, die kaum noch vorhandene europäische Nachfrage sowie die Wiederaufnahme der Kohleexporte aus Baltimore (USA) nach dem Brückeneinsturz aus. Die Importe von Kraftwerkskohle an den wichtigsten westeuropäischen Importterminals in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen sind in den letzten zwei Wochen praktisch zum Stillstand gekommen. Und auch durch Weiterverkäufe sind die Lagerbestände in den ARA-Häfen auf den tiefsten Stand seit Mai 2022 gesunken. Das könnte sich mit Ende des Sommers als preisunterstützend auswirken, sollten die Betreiber von Kraftwerken wieder mehr Kohle nachfragen.
Produkt [€/MWh] | 05.06.2024 | 22.05.2024 | delta |
Strom Base Kalenderjahr 2025 | 93,16 | 100,33 | -7,17 |
Strom Peak Kalenderjahr 2025 | 103,54 | 110,21 | -6,67 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 05.06.2024 und 22.05.2024
Öl: Ölpreisentwicklung fällt auf 78,41 USD/bbl – OPEC+ lässt Spielraum für schrittweise Aufhebung freiwilliger Kürzungen
Die OPEC+ stimmte am Sonntag zu, die meisten ihrer Ölförderkürzungen bis ins Jahr 2025 zu verlängern, ließ jedoch Spielraum für die schrittweise Aufhebung freiwilliger Kürzungen bei acht Mitgliedern ab Oktober. Daraufhin fiel Brent auf den tiefsten Stand seit Anfang Februar und steht aktuell bei 78,41 USD/bbl. Zudem belastete die Zustimmung zum Rahmenabkommen zur Beendigung des Gaza-Krieges (vorlegt durch US-Präsidenten Biden) durch Israel und Anzeichen einer Abschwächung des US-Nachfragewachstums vor allem bei Dieselkraftstoff den Ölpreis. Die US-Lagerbestände für Rohöl und Benzin sind in der vergangenen Woche wieder gestiegen, was sich ebenso preisdämpfend auswirkt. Die Bemühungen der USA, die Strategische Erdölreserve des Landes wieder aufzufüllen, könnten den Ölpreis etwas stützen.
Temperatur: Temperaturentwicklung in den nächsten zwei Wochen leicht Unterdurchschnitt
Der Start in den Sommer hat zu kühl begonnen. Die Temperaturen werden sich auch weiterhin in den nächsten zwei Wochen auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau befinden.
Aktuelle Charts für Strompreise und Erdgaspreise
Die dargestellten Inhalte spiegeln die Meinung des Autors wider. Die zukünftige Entwicklung der dargestellten Produkte kann davon abweichen. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Information in diesem Dokument ist als Beratung zu verstehen. Quellen: EEX (Strom, Erdgas, EUA), ICE (Brent CrudeOil, Kohle)
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