Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung fällt auf 36,64 €/MWh – gute fundamentale Ausgangslage kann die Risiken aus einer möglichen Eskalation im Nahen Osten nur bedingt eindämmen
Die Preise an den europäischen Handelsplätzen für das Frontjahr sind bis letzte Woche stabil geblieben, da die industrielle Gasnachfrage in Europa aufgrund der Urlaubssaison stark reduziert ist. Außerdem sind die Probleme in der zweitgrößten US-LNG-Exportanlage behoben und alle drei Züge laufen mit verringerter Kapazität wieder. Der Frontmonat (Aug24) am deutschen Gasmarkt THE fiel sogar auf 31,40 €/MWh, aber mittlerweile ist er wieder auf 34,39 €/MWh gestiegen. Der weltweite IT-Ausfall am 26.Juli sorgte für eingeschränkte Handelsvolumina, was sich leicht preistreibend auswirkte.
Zudem steigt mit hohen Temperaturen in weiten Teilen Europas der Klimatisierungsbedarf, so dass das Kalenderjahr 2025 am THE aktuell bei 40,40 €/MWh handelt, ein Plus von 3,50 €/MWh gegenüber dem letzten Bericht. Auch die anhaltende Hitzewelle in Asien (diesmal kommt der Bedarf hauptsächlich aus Japan, der JKM-Marker, ein Indikator für den asiatischen LNG-Preis, ist um 4% gestiegen) hebt dort weiterhin die LNG-Nachfrage angesichts des erhöhten Kühlungsbedarfes an. Das lässt wiederum die Preise an der niederländischen Börse TTF steigen.
Das schrumpfende Wirtschaftswachstum in Deutschland im Q2 mit 0,1% gegenüber dem Vorquartal, die leicht steigende Inflation von 2,3%, weiterhin schlechte Aussichten der deutschen Industrie, eine sehr gute Versorgung über Pipelines (Mengen aus Norwegen höher als in den Wochen zuvor) und die vollen Speicher (deutsche Speicher sind zu 89,27% gefüllt, die europäischen Speicher zu 84,92%) können die Risiken aus den eskalierenden Spannungen im Nahen Osten nur bedingt eindämmen. Die israelischen Gaslieferungen nach Ägyptern und Jordanien könnten unterbrochen werden (durch mögliche Angriffe der Hisbollah), was zu einer weiteren Verknappung am globalen LNG-Markt führen könnte. Die beiden Länder müssten ihren Bedarf dann über andere Lieferungen durch kurzfristig gekaufte LNG-Spot-Cargos ausgleichen.
Ebenso rücken die Wartungsarbeiten in Norwegen von Ende August bis Ende September wieder in den Fokus, da die Kapazitäten um bis zu 160 mcm/Tag reduziert werden. Eine positive Meldung kommt aus dem Oman. Das Land will die Produktionskapazitäten für LNG ausweiten. Ein neuer Produktionsarm mit einer Kapazität von 3,8 Millionen Tonnen/Jahr soll die Gesamtkapazität des Landesauf 15,2 Millionen Tonnen/Jahr steigern. Der Betrieb soll ab 2029 aufgenommen werden.
Produkt [€/MWh] | 31.07.2024 in €/MWh |
17.07.2024 in €/MWh |
delta in €/MWh |
THE Gas Quartal IV 2024 | 39,11 | 36,64 | +2,47 |
THE Gas Winter 2024 | 39,92 | 37,59 | +2,33 |
The Gas Kalenderjahr 2025 | 40,04 | 37,52 | +2,52 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 31.07.2024 und 17.07.2024
Strom: Strompreisentwicklung steigt auf 94,38 €/MWh – Bedarf an Klimatisierung steigt und muss durch Gaskraftwerke gedeckt werden
Die deutsche PV-Einspeisung hat diesen Montag mit 48,8 GW einen neuen Rekord erreicht. Dennoch steigt das Frontjahr am deutschen Strommarkt mit festeren Gaspreisen und Vorhersagen für hohe Temperaturen in Südeuropa und steht aktuell bei 94,38 €/MWh. Ein Plus von 6,50 €/MWh in den vergangenen vierzehn Tagen. Desweitern gibt es Einschränkungen der französischen grenzüberschreitenden Stromexporte bis in den Oktober hinein und Sorgen um die Kernkraftwerks-Verfügbarkeit aufgrund der hohen Wassertemperaturen zur Kühlung der Reaktoren. Der Bedarf zur Klimatisierung steigt und muss durch Einsatz von Gaskraftwerken gedeckt werden. Hinzu kommen weniger Einspeisungen von Windenergie in den kommenden Tagen. Allerdings sollte der Anstieg durch eine generell geringere Nachfrage aufgrund der Ferienzeit begrenzt sein.
Der Preis für die Verschmutzungsrechte Dez24 ist vor einer Woche auf 64,72 €/t gefallen. Das lag u.a. daran an, dass finanzielle Investoren ihre Netto-Long-Positionen um 12% reduziert haben (von 143 auf 126 TWh). In den letzten Tagen wurden die Netto-Leerverkaufspositionen auf ein Vier-Monatshoch erhöht. Dies bedeutet, dass die spekulativen Marktteilnehmer tendenziell von niedrigeren Preisen in der Zukunft ausgehen. Aber der anziehende Gasmarkt wirkt sich stark preisunterstützend aus. Aktuell steht der Kontrakt bei 69,21 €/t. Die höheren EUA-Volumina im August sollten wiederum die Preise um die 70 €/t Marke deckeln.
Im Kohlehandel zeigt die Preiskurve ebenfalls nach oben. Dahinter stecken u.a. Erwartungen der Internationalen Energieagentur (IEA), dass die Nachfrage des weltweit größten Verbrauchers China in der zweiten Jahreshälfte steigen wird. Der Ausbau der erneuerbaren Energien verlangsame zwar das Kohlewachstum, aber ein jährlicher Anstieg der chinesischen Stromnachfrage, der für 2024 auf 6,5% prognostiziert wird, macht einen Rückgang der Kohleverbrauchs unwahrscheinlich. Zudem steigt der Kohlepreis mit den Gaspreisen und dem heißen Wetter in Südeuropa. Hinzu kommen Versorgungsunterbrechungen in Kolumbien. Dort wird eine wichtige Eisenbahnlinie von der Kohlemine Cerrejón und dem Exportterminal durch Proteste blockiert. Unterdessen wurden Exporte von Kraftwerkskohle aus dem US-Golf durch hurrikanbedingte Unterbrechungen und robuste Transporte von Kokskohle (wird in der Stahlindustrie eingesetzt) gebremst. Der Frontjahreskontrakt API-2 handelt derzeit bei 118,67 USD/t, ein Anstieg um 6%. Auch hier sollte die weiterhin schwache europäische Nachfrage nach Kraftwerkskohle einen begrenzenden Effekt haben.
Produkt [€/MWh] | 31.07.2024 in €/MWh |
17.07.2024 in €/MWh |
delta in €/MWh |
Strom Base Kalenderjahr 2025 | 94,38 | 87,84 | +6,54 |
Strom Peak Kalenderjahr 2025 | 102,81 | 97,95 | +4,86 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 31.07.2024 und 17.07.2024
Öl: Ölpreisentwicklung fällt auf 80,44 USD/bbl – Diplomatische Bemühungen um eine Deeskalation im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah
Sorgen über die Entwicklung der Ölnachfrage, vor allem in China, haben die Rohölpreise im bisherigen Verlauf des Julis deutlich gedrückt. Dies dürfte nun ausreichend in den Notierungen enthalten sein und in dieser Woche wird wohl vor allem wieder die Lage im Nahen Osten in den Mittelpunkt des Interesses der Ölhändler rücken. Israels Regierung hat nach dem verheerenden Raketenangriff auf die Golanhöhen einen Vergeltungsschlag gegen die Hisbollah geführt. Nach den gezielten Tötungen im Iran und Libanon holt der Iran zum Gegenschlag aus. Teheran werde eine Eskalation im Nahost-Konflikt durch äußerlich brachiale, hinter den Kulissen aber passgenaue Diplomatie vermeiden, so vermuten es Experten. Es besteht die Sorge, dass sich die Gefechte zu einem vollumfänglichen Krieg ausweiten könnten. Gleichzeitig laufen aber auch diplomatische Bemühungen um eine Deeskalation im Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah.
Dennoch gab der Brentpreis für den Frontmonat Anfang der Woche ab und ist erstmals seit Anfang Juni auf fast 78 USD/bbl gefallen. Der Kontrakt ist mittlerweile wieder gestiegen und handelte zuletzt bei 80,84 USD/bbl. Zudem wirken sich die gefallenen US-Rohöllagerbestände (zum 5. Mal in Folge) und ebenfalls gesunkene Bestände für Benzin preistreibend aus.
Hinzu kommen die zunehmende Erwartung einer US-Zinssenkung im September und sich verschärfende Sanktionen gegen Venezuela (Vorwurf zur Fälschung bei der Präsidentschaftswahl, viele Regierungen zweifeln Wahlergebnis an). Die Zahl der aktiven US-Bohranlagen ist lauft Baker Hughes erstmals seit Mitte Mai wieder um 5 auf nun 482 Einheiten angestiegen.
Temperatur: Temperaturentwicklung bis Mitte August über der Norm
In den kommenden zwei Wochen ist mit sommerlichen Temperaturen leicht über der Norm zu rechnen.
Aktuelle Charts für Strompreise und Erdgaspreise
Die dargestellten Inhalte spiegeln die Meinung des Autors wider. Die zukünftige Entwicklung der dargestellten Produkte kann davon abweichen. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Information in diesem Dokument ist als Beratung zu verstehen. Quellen: EEX (Strom, Erdgas, EUA), ICE (Brent CrudeOil, Kohle)
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