Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung fällt auf 38,56 €/MWh – Russisches LNG für den Weitertransport via EU-Häfen sanktioniert
Der Preis für das Kalenderjahr 2025 am niederländischen Markt TTF beträgt aktuell 38,56 €/MWh. Die Preise an den europäischen Gasmärkten tendierten in den letzten zwei Wochen hauptsächlich seitwärts. Das lag u.a. daran, dass die australische LNG-Anlage Wheatstone schneller als erwartet wieder den vollen Betrieb aufgenommen hat. Das entspannte die Preislage im asiatischen Raum und somit auch die Preisdifferenz zum europäischen Markt. Dennoch bleibt die Nachfrage in der Region inmitten einer nachlassenden Hitzewelle in Indien robust, was den Wettbewerb mit europäischen Käufern anheizt. Auch in Amerika gab es eine Hitzewelle, was die Gasflüsse zu den LNG-Exportanlagen reduzierte, um mehr für die Stromerzeugung zur Klimatisierung zur Verfügung zu haben. Das hat die Preise am amerikanischen Gasmarkt Henry Hub steigen lassen. Mittlerweile gaben die Preise wieder nach aufgrund steigender Produktion und voller Speicher. Dies könnte ein bearisches Signal für die europäischen Preise sein. Einen bislang neutralen Effekt haben die am Montag (24.06.) offiziell beschlossenen Sanktionen gegen Russland. Das russische LNG darf in europäischen Häfen künftig (in neun Monaten) nicht für den Weitertransport in andere Regionen umgeladen werden. Das könnte bedeuten, dass viel mehr LNG in Europa verbleibt, was die Preise unter Druck setzen könnte. Russland hat aber auch die Möglichkeit, LNG-Lieferungen nach China und Asien über das arktische Eismeer zu verschiffen. Hier gibt es wiederum zwei Probleme: erstens sind die Produktionskapazitäten für LNG durch nur drei vorhandene Terminals begrenzt, und zweitens fehlt es an Transportkapazitäten durch speziell ausgerüstete Eisbrecher-Schiffe. Das Projekt Arctic LNG 2, das eine signifikante Erhöhung der Kapazitäten versprach, sieht sich mit Rückschlägen durch Sanktionen und den Rückzug von Investoren konfrontiert.
Hingegen wirkt sich die derzeit wieder stabile Versorgungslage über Pipelines und die weiterhin schwache europäische Nachfrage preismildernd aus. Die nicht benötigen Mengen werden in die europäischen Speicher eingespeichert, welche einen Füllstand von ca. 78% aufweisen. Die deutschen Speicher sind zu knapp 82% gefüllt.
Ein Fakt, der die Preise drücken sollte, ist die Nachricht, dass ein Bundesgericht am Montag (01.07.) einen Rückschlag für die Klima-Agenda von US-Präsident Joe Biden verursacht hat, indem es die Regierung daran hinderte, weiterhin Anträge für den Export-Stopp von Flüssigerdgas (LNG) zu stellen. US-Bezirksrichter James Cain, Louisiana, entschied zugunsten von 16 republikanisch geführten Bundesstaaten und erklärte, dass der Genehmigungs-Stopp des US-Energieministeriums für LNG-Exporte jeglicher Vernunft und Logik entbehre. Außerdem hat der Bau des festen LNG-Terminals in Stade begonnen. Das Terminal soll bis 2027 fertiggestellt werden und neben LNG auch Ammoniak annehmen können. 90% der Kapazitäten sind bereits langfristig vergeben, die übrigen 10% sind für kurzfristige Buchungen reserviert. Die FSRU Neptune hat Mukran (Rügen) erreicht. Damit sind beide FSRUs nun einsatzbereit. Insgesamt soll das kombinierte Terminal eine Kapazität von 13,5 bcm/Jahr haben.
Produkt [€/MWh] | 03.07.2024 | 19.06.2024 | delta |
THE Gas Quartal IV 2024 | 37,83 | 39,68 | -1,85 |
THE Gas Winter 2024 | 38,80 | 40,28 | -1,48 |
The Gas Kalenderjahr 2025 | 38,56 | 39,16 | -0,60 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 03.07.2024 und 19.06.2024
Strom: Strompreisentwicklung fällt auf 93,40 €/MWh – Der Markt ist auf Richtungssuche
Der Frontjahreskontrakt für Strom ist zwischenzeitlich mit tieferen CO2-Preisen auf den niedrigsten Stand seit sieben Wochen gefallen (unter 90 €MWh). Somit wurde der Aufwärtstrend gebrochen, aber es wurde noch kein Abwärtstrend ausgebildet. Der Markt ist auf Richtungssuche, was sich in einer geringen Volatilität und einer neutralen Preisphase darstellt. Das Frontjahr 2025 am deutschen Strommarkt handelt aktuell bei 93,40 €/MWh. Die leicht zu kühlen Temperaturen in dieser Woche und der niedrige Verbrauch sollten sich preisdämpfend auswirken, die niedriger als erwartet ausfallende Windeinspeisung kann durch die stärkere Solareinspeisung nicht vollständig aufgefangen werden, was die Preise im Kurzfristhandel stützt. Im ersten Halbjahr wurden 58% des deutschen Stromverbrauchs aus Erneuerbaren abgedeckt. Ein Plus von 6% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Die Preise für Verschmutzungsrechte sind im Juni kontinuierlich gefallen und haben zwischenzeitlich ein Tief von 66,67 €/t gesehen. Auch hier kam es zu einem Trendbruch. Seit Anfang Juli steigt der Preis für den CO2 Dec24-Kontrakt wieder und steht derzeit bei 70,76 €/t. Ein möglicher Preistreiber dafür könnten die Wasserstoffziele der EU sein. Die EU strebt eine jährliche, eigene Produktion von 10 Mio t an grünem Wasserstoff an. Dies schafft eine viel größere Nachfrage nach Strom, reduziert jedoch nicht die Emissionen und könnte so für eine echte Knappheit an Verschmutzungsrechten sorgen.
Die Kohlepreise haben ebenso den Rückwärtsgang eingelegt und bewegten sich nach unten. Das API-2 Frontjahr beträgt derzeit 114,25 USD/t, ein Minus von 9% gegenüber dem letzten Bericht. In Indien gibt es derzeit viel Regen und die Temperaturen sinken. Die chinesische Wasserkraft nimmt ebenfalls zu, was die Stromerzeugung zur Klimatisierung unterstützt und weniger Kohle eingesetzt werden muss. Weiterhin haben die beiden Länder ihre Kohleförderung ausgeweitet, was einen bearischen Einfluss auf den Preis haben sollte. Die Lagerbestände an den ARA-Häfen (Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) sind zwar rückläufig, aber die europäischen Kohlekraftwerksbetreiber nehmen kaum Kohlekäufe vor.
Produkt [€/MWh] | 03.07.2024 | 19.06.2024 | delta |
Strom Base Kalenderjahr 2025 | 93,40 | 93,53 | -0,13 |
Strom Peak Kalenderjahr 2025 | 103,43 | 103,10 | 0,332 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 03.07.2024 und 19.06.2024
Öl: Ölpreisentwicklung steigt auf 87,34 USD/bbl – Tropensturm „Beryl“ für Öllager nicht mehr bedrohlich
Nach dem deutlichen Anstieg der Rohölpreise im Laufe des Junis ist den Bullen (Marktteilnehmer, die auf steigende Preise setzen) gegen Monatsende etwas die Luft ausgegangen. Die Öl-Futures stehen aber immer noch auf dem höchsten Niveau seit April, was im Wesentlichen mit der knappen Versorgungslage und der gleichzeitig angespannten geopolitischen Lage zu begründen ist. Für das gerade angebrochene dritte Quartal wird allgemein mit einer deutlichen Unterversorgung gerechnet, sodass das Abwärtspotenzial am Ölmarkt weiterhin stark begrenzt sein dürfte und eher noch mit weiter steigenden Ölpreisen gerechnet werden muss. Zudem kommt der erste Hurrikan des Jahres. Der Tropensturm „Beryl“ nimmt Kurs auf den Golf von Mexiko, hat sich aber abgeschwächt und nach aktuellem Stand der Dinge stellt er keine ernsthafte Bedrohung für die Ölanlagen mehr dar.
Außerdem fielen die gestern vermeldeten Konjunkturdaten aus den USA eher schwach aus. Der ISM-Einkaufsmanagerindex aus dem Dienstleistungssektor konnte per Juni nur 48,8 Punkte erreichen, erwartet wurden aber 52,5 Zähler. Auch neue Zahlen vom Arbeitsmarkt deuten auf eine Konjunkturabkühlung hin, was die Hoffnung auf eine Zinssenkung im September erhöht. Zudem wurden die US-Rohöllagerbestände sowie die Lager für Benzin und Diesel in dieser Woche stark abgebaut. Somit ist der Ölpreis für den Frontmonat auf 87,34 USD/bbl gestiegen.
Temperatur: Temperaturentwicklung im Juli mit kühlem Start – sommerliche Temperaturen in Sicht
Mit einem zu kühlen Start in den Juli machen sich zum Start in die neue Woche sommerliche Temperaturen bemerkbar und diese sollten in der nächsten Zeit auch so bleiben.
Aktuelle Charts für Strompreise und Erdgaspreise
Die dargestellten Inhalte spiegeln die Meinung des Autors wider. Die zukünftige Entwicklung der dargestellten Produkte kann davon abweichen. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Information in diesem Dokument ist als Beratung zu verstehen. Quellen: EEX (Strom, Erdgas, EUA), ICE (Brent CrudeOil, Kohle)
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