Energiemarkt Zwölfmonatsrückblick vom 1.März 2022 auf die Strom- und Erdgaspreisentwicklung 2023
Gaspreis notiert 381% über dem Minimumpreis der letzten zwölf Monate
Der Gaspreis (NCG/THE) für das Jahr 2023 stieg am 24.02.2022 auf 7,89 Ct/kWh und liegt zum 28.2.2022 381% über dem Zwölfmonatstief. Das Allzeithoch der letzten zwölf Monate markiert beim Gas der Tag an dem der Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine begann. Das Zwölfmonatstief ist bei bei 1,63 Ct/kWh und wurde am 03.03.2021 erreicht. Der Durchschnittspreis für Gas im entsprechenden Zeitraum ist mit 2,94 Ct/kWh gegenüber dem letzten Energiemarkt-Zwölfmonatsbericht um 0,30 Ct/kWh gestiegen.
Was sind die Gründe für den hohen Gaspreis?
In den Gasspeichern sind die Speicherstände von Erdgas so niedrig, wie wir sie in den letzten acht Jahren nicht gesehen haben. Die vom Gazprom-Konzern betriebenen Erdgasspeicher in Deutschland und Österreich wurden maximal ausgespeichert. Gazprom buchte keine zusätzlichen Kapazitäten von Transitmengen durch die Ukraine (siehe Energiemarktbericht am 8.Juli 2021 und Energiemarktbericht vom 5.August 2021). Ungeplante Wartungsarbeiten an einem großen Norwegischen Gasfeld führten auch noch zu geringeren Gasflüssen. Wir berichteten am 19.August, dass auch noch reduzierte Flüsse über die Jamal-Pipeline (Mengen aus Russland über Polen) aufgrund technischer Probleme für ein verknapptes Angebot sorgten. Den Höhepunkt erreichten die Gaspreise am 5. Oktober. Erst eine Andeutung von Putin, die mehr Gaslieferungen aus Russland in Aussicht stellten, brachten eine vorläufige Entspannung (siehe Energiemarktbericht am 14.Oktober). Der russische Staatskonzern Gazprom soll nach Beendigung der Befüllung der russischen Speicher ab etwa 08.11.2021 verstärkt die deutschen Gasspeicher bedienen (siehe Energiemarktbericht vom 28.Oktober). Fundamental unterstützte die Nachfrage nach Erdgas in Asien in Form von LNG das hohe Preisniveau. Der Markt reagierte auf die zusätzlichen Mengen aus Russland direkt mit fallenden Preisen (siehe Energiemarktbericht am 11.November). Dieser hoffnungsvolle Preisentwicklung wurde jedoch durch das Aussetzen des Zertifizierungsprozesses bei der Bundesnetzagentur für die Nord Stream 2 ein jähes Ende bereitet. Der daraufhin veröffentlichte Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und der FDP stellte klar, dass Erdgas als unverzichtbarer Übergangsenergieträger angesehen wird. Die Ampel gibt grünes Licht für den Bau moderner Gaskraftwerk, die auch auf klimaneutrale Gase ausgerichtet sein müssen (H2-ready). Zudem will sich die neue Bundesregierung für einen CO2-Mindestpreis im EU-Emissionshandel einsetzen. Sollte dies nicht gelingen, will die Ampel eine nationale Mindest-Bepreisung von 60 €/t prüfen. Diese Signale festigten die Gaspreise weiter. Da Gazprom keine Pipeline-Kapazitäten für Dezember über die Ukraine nach Deutschland buchte nahmen die Bullen wieder überhand (siehe Energiemarktbericht am 25.November). Mit Sorgen blicken wir aktuell auf die Nachrichtenlage an der Grenze zwischen Polen und Belarus und an der Grenze zwischen Ukraine und Russland. Das Ausloten von Sanktionsmöglichkeiten der EU gegenüber Russland als Reaktion auf diese Entwicklung verschärft die Unsicherheit. Die neue besorgniserregende Corona-Variante Omikron aus Südafrika, die bereits Deutschland erreicht setzten die Energiepreise zunächst unter Druck. Das Voranschreiten der Impfkampagne und LNG-Tanker, die wieder Europa ansteuern (siehe Energiemarktbericht vom 20.Januar), ließen die Energiepreise vorübergehend nachgeben. Die Betreibergesellschaft der Nord Stream 2 ist inzwischen eine wichtige Auflage der Bundesnetzagentur nachgekommen und hat die in Schwerin ansässige Gastransportgesellschaft Gas for Europe GmbH gegründet. Hoffnungsvolle Meldungen von einem Teilabzug russischer Truppen an der ukrainischen Grenze (siehe Energiemarktbericht vom 17.Februar) entpuppten sich als militärisches Täuschungsmanöver. Die Inbetriebnahme der Nord Stream 2 ist mit dem von Russland begonnen Krieg in der Ukraine obsolet geworden. Von den Sanktionen gegen Russland sind Energielieferungen aus Russland bisher noch ausgenommen.
Gas-Speicherfüllstände in Deutschland im Achtjahrestief
Datum | Speicherstand | Vormonat | Delta |
(TWh) | (TWh) | (TWh) | |
28.02.2021 | 74,99 | 87,46 | – 12,47 |
29.02.2020 | 186,17 | 106,90 | 79,27 |
28.02.2019 | 131,36 | 204,43 | – 73,07 |
28.02.2018 | 66,74 | 151,45 | – 84,71 |
28.02.2017 | 70,40 | 129,06 | – 58,66 |
29.02.2016 | 121,71 | 98,27 | 23,44 |
28.02.2015 | 75,87 | 139,92 | – 64,06 |
28.02.2014 | 114,42 | 118,36 | – 3,93 |
28.02.2013 | 44,99 | 120,17 | – 75,18 |
29.02.2012 | 52,92 | 58,06 | – 5,14 |
28.02.2011 | 30,19 | 76,88 | – 46,69 |
Tabelle 1: Gasspeicherstandentwicklung in Deutschland seit 2011 bis 2021 (Stand: 1.3.2022)
Die Speicher für Erdgas sind bezogen auf einen Zehnjahreszeitraum mit 74,99 TWh im Dreijahrestief. Die Speicherfüllstände waren vergleichsweise vor zwei Jahren am 29.2.2020 mit 186 TWh noch üppig gefüllt. Gegenüber dem Vormonat Januar wurden 12,5 TWh ausgespeichert.
Strompreis schließt 344% über dem Minimumpreis der letzten zwölf Monate
Der Strompreis (BASE Cal Frontjahr) für das Jahr 2023 erreichte ebenfalls am 24.02.2022 mit 18,17 Ct/kWh sein Allzeithoch und liegt zum 28.2. mit 15,11 Ct/kWh nunmehr 344% über dem Minimum der letzten zwölf Monate. Das Zwölfmonatstief wurde vor einem Jahr am 03.03.2021 mit 5,29 Ct/kWh erreicht.
CO2-Preis schließt 270% über dem Minimumpreis der letzten zwölf Monate
Der CO2-Emissionszertifikatspreis kletterte am 4.02.2022 auf 96,43€ / t CO2 auf ein Allzeithoch. Der Durchschnittspreis für die Vermeidungszertifikate für eine Tonne Kohlenstoffdioxid liegt zum 28.2.2022 133% über dem Minimum der letzten zwölf Monate. Das Zwölfmonatstief wurde am 01.03.2021 mit 37,13 €/t CO2 erreicht. Lesen Sie hier den Artikel zur Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Energiepreis beim Strom und Erdgas.
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