Energiemarktbericht vom 23.5.2024
Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung steigt auf 39,64 €/MWh – Gasspeicher in Deutschland mit 71,44% gut gefüllt
Die Kontrakte am niederländischen Gasmarkt (TTF) sind an diesem Montag deutlich gestiegen durch die verminderte Liquidität wegen des Feiertages und aufgrund der stark reduzierten Gasflüsse aus Norwegen wegen geplanter Wartungen. Gestern wurde bekannt, dass die OMV aus rechtlichen Gründen gezwungen werden könnte, direkte Zahlungen an die russische Gazprom Export einzustellen. Daraufhin würde dann wahrscheinlich Gazprom seine Lieferungen einstellen. Sollte das Szenario eines russischen Gas-Lieferstopps tatsächlich eintreten, wäre die OMV nach eigenen Angaben aber weiterhin in der Lage, seine Vertragskunden mit Gas aus alternativen, nicht-russischen Quellen zu versorgen. Dennoch kletterte das Kalenderjahr 2025 auf 39,64 €/MWh, ein Zuwachs von 3,31 €/MWh gegenüber dem letzten Bericht.
Die Produktion von US-LNG im Exportterminal Freeport nimmt derweil Fahrt auf. Alle drei Stränge der Anlage sollen noch in diesem Monat vollständig in Betrieb gehen. Unterdessen soll der zweite Strang der australischen LNG-Anlage Gorgon wegen Turbinenreparaturen für mindestens vier weitere Wochen außer Betrieb bleiben, was primär die Märkte in Asien betrifft. Zudem nimmt die LNG-Nachfrage in Asien angesichts einer Dürre in China und einer Rekordhitzewelle in Südostasien zu und treibt die europäischen LNG-Preise nach oben. Aufgrund der Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung sollte es zu einer industriellen Erholung in den Bereichen Chemie, Papier, Stahl und Zement kommen, was den Import von Flüssigerdgas in diesem Jahr auf ein Rekordhoch von 78-80 Millionen Tonnen heben könnte. Das entspricht einem Anstieg von 9-12% gegenüber den 71,2 Mio t aus 2023.
Die Nachfrage Europas dürfte mit den zu 67,53% gut gefüllten Speichern (in Deutschland 71,44%) und Temperaturen über der saisonalen Norm hingegen gedämpft bleiben. Neben Norwegen (der größte Gasexporteur für Europa will seine Produktion in diesem Jahr steigern) sucht die EU nach weiteren Gaslieferanten. Mit der Aussicht darauf, dass ab 2025 kein russisches Pipelinegas mehr durch die Ukraine transportiert wird, hat sich die Slowakei an Aserbaidschan gewandt. Damit wäre die Slowakei das neunte europäische Land, dass Gas aus Aserbaidschan bezieht.
Etwa 15% der europäischen Importe kommen noch immer aus Russland, 9% davon per Pipeline. Die EU verhandelt zurzeit über weitere Sanktionen gegen Russland. Dabei sollen russische LNG-Umschläge unterbunden werden. Aktuell wird LNG von Jamal nach Europa geschifft, dort umgeschlagen und weiter an Drittländer transportiert. Die Sanktionen sollen auf die Versorgung von Europa jedoch keine Auswirkung haben. Bei den beiden LNG-Terminals in Wilhelmshafen und Stade kommt es zu Verzögerungen bei der Inbetriebnahme. Diese sind nun im zweiten Halbjahr diesen Jahres geplant.
Produkt [€/MWh] | 22.05.2024 | 07.05.2024 | delta |
THE Gas Quartal III 2024 | 35,22 | 31,60 | 3,62 |
THE Gas Winter 2024 | 40,45 | 36,60 | 3,85 |
The Gas Kalenderjahr 2025 | 39,64 | 36,33 | 3,31 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 22.05.2024 und 07.05.2024
Strom: Strompreisentwicklung steigt auf 100,33 €/MWh – Vermeidungszertifikate steigen stark
Deutsche Solarerzeuger lieferten in diesem Monat zeitweise mehr als 60% des gesamten Stroms des Landes und stellten in der letzten Woche einen neuen Rekord von rund 47 GW Spitzeneinspeisung auf. Auch europaweit wurde so viel Solarenergie generiert, wie nie zuvor. Am 10. Mai lag die Kapazität in der Spitze bei 123 GW. Das führte andererseits an vielen Tagen im Day-Ahead zu negativen Stundenpreisen, da die Stromerzeugung in diesen Mittagsstunden die Nachfrage deutlich übersteigt. Der Einbruch der Einnahmen für Solarstrom-Produzenten könnte dazu führen, dass weniger in neue Projekte investiert wird. Damit rückt der Fokus auf den Netzausbau, Batterien und eine flexible Nachfrage, um den Solarstromüberschuss und die niedrigen Preise auch nutzen zu können. Getrieben durch steigende Preisen bei den EUAs und Gas befindet sich das deutsche Kalenderjahr 2025 bei aktuell 100,33 €/MWh, was einem Zuwachs von 7% in den letzten vierzehn Tagen entspricht. Ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor ist der sich weiter eskalierende Handelskonflikt zwischen China und der EU. Dazu kommen die Netzengpässe an der französischen Grenze (die seit März bestehen), die die Stromexporte nach Deutschland reduzieren und für steigende Preise sorgen. RTE (französischer Übertragungsnetzbetreiber) kündigte für den Sommer bereits ähnliche Probleme an. Sobald die Grenzkapazitäten jedoch auf ihr übliches Niveau zurückkehren, schwindet die Prämie aus dem deutschen Markt.
Der Preis für die Verschmutzungsrechte ist auf 76,21 €/t gestiegen. Die finanziellen Investoren haben anscheinend ihre Meinung geändert und setzen jetzt vermehrt auf steigende Kurse, da sie bereits seit einigen Wochen ihre Shortpositionen abbauen, indem sie die im voraus verkauften Zertifikate nun eindecken und Long-Positionen aufbauen. Der Markt folgt derzeit mehr den technischen Faktoren und achtet weniger auf die Fundamentaldaten (geringes Wirtschaftswachstum, zusätzliche Versteigerung von Zertifikaten aus den hinteren Perioden, keine Verknappung der Zertifikate im August). Derzeit ist der Trend bullish zu erachten und ein möglicher Preisanstieg bis zu 80 €/t wahrscheinlich.
Die API2-Kohlepreise pendeln in einer Spanne zwischen 110 und 120 USD/t und dies sollte sich in der nächsten Zeit weiter fortsetzen. Das Frontjahr steht derzeit bei 119,77 USD/t. Die europäische Nachfrage nach Kraftwerkskohle verbleibt auf einem Rekordtief (die Lager sind noch gut versorgt) und fiel letzte Woche auf 110,85 USD/t, während eine Hitzewelle in Südostasien die Preise nach oben treibt, da viel Kohlestrom zur Kühlung verwendet wird. Die ansteigenden Exporte aus Kolumbien wirken preisdämpfend. Neben Indien importiert gerade die Türkei im großen Umfang Kohle zum Auffüllen der Lager. Darüber hinaus wurden in dieser Woche einige Tonnagen aus den USA wieder über den Hafen von Baltimore transportiert.
Produkt [€/MWh] | 22.05.2024 | 07.05.2024 | delta |
Strom Base Kalenderjahr 2025 | 100,33 | 93,53 | 6,80 |
Strom Peak Kalenderjahr 2025 | 110,21 | 103,85 | 6,36 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 22.05.2024 und 07.05.2024
Öl: Ölpreisentwicklung fällt auf 81,90 USD/bbl – Deeskalation zwischen Israel und Iran lässt Ölpreis sinken
Das Kriegsrisiko im Nahen Osten, das Brent im April auf über 90 Dollar pro Barrel getrieben hat, ist mit der Deeskalation des Konflikts zwischen dem Iran und Israel weitgehend verschwunden. Infolgedessen hat sich der Aufwärtstrend, der die Märkte vor einem Monat geprägt hat, aufgelöst und die Preise sind auf das Niveau zurückgegangen, das zuletzt im Februar erreicht wurde. Derzeit handeln die Preise in einer engen Spanne von 2-3 USD/barrel. Der Brentpreis für den Frontmonat steht aktuell bei 81,90 USD/bbl. Nach unten sind die Rohölpreise vor allem durch das knappe Angebot sowie die zahlreichen Krisen und Kriege in der Welt abgesichert. Nach oben hin wirken die ungewissen Konjunkturaussichten und die fragile Energienachfrage begrenzend. Die weitere Bedrohung für die Verfügbarkeit von Treibstoff geht von der atlantischen Hurrikansaison aus, die voraussichtlich aktiver als normal sein wird, da El Niño La Niña weicht.
Die OPEC+ wird auf ihrem Treffen am 01. Juni wahrscheinlich ihre Produktionseinschränkungen bis zum Ende des Jahres verlängern. Während die OPEC weiterhin ein starkes Wachstum der diesjährigen globalen Ölnachfrage von 2,25 Mio barrel per day erwartet, hat die IEA ihre Prognose gesenkt. Daneben üben die hohen US-Lagerdaten Druck auf die Ölpreise aus. Die landesweiten Erdölvorräte und die Bestände für Diesel sind in der letzten Woche gestiegen. Eine höhere Raffinerieproduktion und die schwache Kraftstoffnachfrage sollte für eine auskömmliche Situation für die US-Sommerfahrsaison (Jun bis Aug) sorgen.
Temperatur: Temperaturentwicklung in den nächsten Tagen wieder wärmer
Die Temperaturen bleiben in den letzten Maitagen überdurchschnittlich und der Juni startet ebenfalls deutlich zu warm (bis zu 5 Grad über der Norm).
Aktuelle Charts für Strompreise und Erdgaspreise
Die dargestellten Inhalte spiegeln die Meinung des Autors wider. Die zukünftige Entwicklung der dargestellten Produkte kann davon abweichen. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Information in diesem Dokument ist als Beratung zu verstehen. Quellen: EEX (Strom, Erdgas, EUA), ICE (Brent CrudeOil, Kohle)
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