Energiemarktbericht vom 14.08.2024
Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung steigt auf 42,61 €/MWh – Sorgen um den Gastransit durch die Ukraine und rückläufige Gasflüsse über Turkstream treiben Gaspreise auf Achtmonatshoch
Die Gaspreise im Marktgebiet THE sind in der letzten Woche auf ein Achtmonatshoch gestiegen und setzten in dieser Woche mit Sorgen um den Gastransit durch die Ukraine ihre Aufwärtsbewegung fort. Die nervöse Marktstimmung sollte in den kommenden Wochen für viel Volatilität und wahrscheinlich auch für eine weitere bullische Tendenz sorgen. Das Kalenderjahr 2025 am THE steht aktuell bei 42,61 €/MWh, was einer Zunahme von 6% zum letzten Bericht entspricht. Die Preise stiegen deutlich, nachdem sich die Kämpfe zwischen russischen und ukrainischen Truppen rund um den einzig verbliebene Grenzübergangspunkt für den Transit von russischem Erdgas durch die Ukraine in Sudzha auf russischem Staatsgebiet intensiviert haben. Obwohl die russischen Gasflüsse bisher noch weiterlaufen, fürchtet der Markt einen plötzlichen Stopp bzw. größere Kürzungen der Lieferungen.
Hinzu kommt, dass die Gasflüsse über die Turkstream nach Südosteuropa leicht rückläufig sind. Außerdem bereiten sich große US-Gasproduzenten darauf vor, ihre Produktion im zweiten Halbjahr zu drosseln, nachdem der Preis am amerikanischen Markt (Henry Hub) in den letzten zwei Monaten um 40% gefallen ist. Aufgrund des großen Preisunterschiedes zwischen dem Japan/Korea Marker (Preis für asiatisches LNG) und dem TTF-Frontmonatskontrakt, der geringen europäischen, aber hohen asiatischen Nachfrage gelangten viele US-LNG-Schiffe nach Asien. Durch die nun stark gestiegenen Preise am niederländischen Markt TTF ist Europa wieder attraktiver für LNG-Importe geworden.
Weitere Gründe zur Preisunterstützung kamen aus den hohen Temperaturen in Europa, die den Klimatisierungsbedarf erhöhten sowie der langen Nichtverfügbarkeit des französischen LNG-Terminal Montair. Seit Mitte Juni ist die Anlage in Wartung und soll in dieser Woche wieder in den regulären Betrieb zurückkehren. Zu den preisbegrenzenden Faktoren sind die hohen Speicherfüllstände und die gute Versorgung über norwegische Pipelines zu nennen. In Europa sind die Speicher zu 87,85% gefüllt, in Deutschland sind es 91,92%.
Ein US-Gericht hat erstmalig die von der Energieregulierungsbehörde erteilte Genehmigung für die LNG-Export-Anlage Rio Grande in Texas aufgehoben wegen Bedenken der Umweltauswirkungen und der Treibgasemissionen. Die drei im Bau befindlichen Züge sollten ursprünglich in der ersten Phase zwischen 2027 bis 2029 schrittweise in Betrieb genommen werden und könnten sich nun dadurch verzögern. Dafür soll die erste schwimmende LNG-Anlage in Alexandroupoli (Griechenland) am 01. Oktober den kommerziellen Betrieb aufnehmen und damit die Sicherheit der Gasversorgung in Südosteuropa erhöhen.
Produkt [€/MWh] | 13.08.2024 in €/MWh |
31.07.2024 in €/MWh |
delta in €/MWh |
THE Gas Quartal IV 2024 | 42,67 | 39,11 | +3,55 |
THE Gas Winter 2024 | 43,29 | 39,92 | +3,37 |
The Gas Kalenderjahr 2025 | 42,61 | 40,04 | +2,58 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 13.08.2024 und 31.07.2024
Strom: Strompreisentwicklung steigt auf 98,47 €/MWh – geopolitische Sorgen und Hitzewelle in Südeuropa treibt Strommarkt auf Höchststände
Das Frontjahr am deutschen Strommarkt hat zuletzt Höchststände erreicht, wobei der Frontmonat so hoch notierte wie seit sieben Monaten nicht mehr. Das Kalenderjahr 2025 handelt aktuell bei 98,47 €/MWh, was einer Steigerung von 4% entspricht. Grund dafür waren festere Gaspreise inmitten geopolitischer Sorgen. Diese Bewegung fiel mit einer Hitzewelle in Teilen Südeuropas zusammen, wo die Höchsttemperaturen auf über 40°C stiegen. Das hob die kühlungsbedingte Stromnachfrage, die aus Kohle- und Gaserzeugung sowie erneuerbare Energie, Kern- und Wasserkraft gedeckt wurde. Zudem drosselte der französische Energiekonzern EDF die Kapazität an drei Reaktoren entlang der Flüsse Rhone und Garonne in Südfrankreich wegen der zu hohen Flusswassertemperaturen und niedrigen Pegelständen. Im Kurzfristhandel sorgten niedrige Einspeisungen von Windenergie für Preisdruck. Mit der Abschwächung der Hitzewellen ab dem kommenden Wochenende könnten die Notierungen nach unten korrigieren.
Der europäische CO2-Leitkontrakt Dez24 hat zwischenzeitlich das höchste Niveau seit Anfang Juni erreicht und handelt derzeit bei 71,29 €/t. Seit dieser Zeit befindet sich der Preis in einer Range von 65-72 €/t, wobei das obere Ende der Spanne als technischer Widerstand gilt. Der Preis für Verschmutzungsrechte folgte in der letzten Woche den Gewinnen im Gashandel aufgrund höherer geopolitischer Risiken angesichts Russlands anhaltendem Krieg in der Ukraine. Zudem reduzierten spekulative Investoren ihre Netto-Shortposition um 25% gegenüber der Vorwoche.
Die europäischen Kohlepreise steigen angesichts eines stärkeren Gasmarktes und Versorgungsängsten. Das Frontjahr im API-2 Markt handelt aktuell bei 128,29 USD/t, so hoch wie zuletzt vor zwei Monaten. Durch die anziehenden Gaspreise ist die Kohleverstromung wieder wirtschaftlicher geworden und die Nachfrage nach Schiffsladungen gestiegen. Unterdessen legten die Kohlebestände an den wichtigen Terminals in Amsterdam, Rotterdam und Antwerpen auf den höchsten Stand seit elf Wochen zu. Unterstützung erhielt der Markt auch durch die Reduzierung der kolumbianischen Kohleförderung aufgrund von heftigen Regenfällen und somit geringerer Exporte. Kolumbien ist Europas größter Lieferant von Kraftwerkskohle.
Produkt [€/MWh] | 13.08.2024 in €/MWh |
31.07.2024 in €/MWh |
delta in €/MWh |
Strom Base Kalenderjahr 2025 | 98,47 | 94,38 | +4,09 |
Strom Peak Kalenderjahr 2025 | 108,00 | 102,81 | +5,19 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 13.08.2024 und 31.07.2024
Öl: Ölpreisentwicklung steigen auf 80,69 USD/bbl – OPEC+ bestätigte Plan ab Oktober mit Produktionssteigerung zu beginnen nur unter Vorbehalt
Nach dem der Ölpreis vergangenen Montag (05.08.) auf ein mehrmonatiges Tief von 75 USD/bbl gefallen war, stiegen die Preise ab Mitte letzter Woche wieder an. Der Frontmonatskontrakt Brent steht aktuell bei 80,69 USD/bbl. Die Angebots- und Nachfragerisiken stehen jetzt wieder vermehrt im Fokus.
China, der weltweit größte Importeuer von Öl, importierte im Juli so wenig wie seit September 2022 nicht mehr. In den ersten sieben Monaten diesen Jahres ging der Rohölimport um 3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Die OPEC senkte daraufhin ihre Wachstumsprognose für die weltweite Ölnachfrage für dieses und nächstes Jahr, während die Produktion des Kartells im Juli angestiegen ist. Die OPEC+ bestätigte ihren Plan, ab Oktober mit der Produktionssteigerung zu beginnen, mit dem Vorbehalt, dass diese bei Bedarf angehalten oder rückgängig gemacht werden könnte.
In den USA hingegen steigt der Verbrauch, die Rohöllagerbestände sind zum siebten Mal in Folge gefallen. Zudem kommt hinzu, dass die Anzahl der aktiven Öl- und Gas-Bohrlöcher rückläufig ist.
In Libyen wurde im größten Ölförderungsfeld Sharara aufgrund höherer Gewalt die Produktion schrittweise reduziert. Die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten könnten sich diese Woche verschärfen, da ein Vergeltungsschlag Irans bevorstehen könnte. Die USA verstärken ihre Militärpräsenz in der Region weiter. Parallel dazu bemühen sich die USA zusammen mit Katar und Ägypten, die Hamas und Israel zu Gesprächen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung israelischer Geiseln in dieser Woche zu bewegen.
Temperatur: Temperaturentwicklung erreicht hochsommerliche Werte
Zum Wochenende hin fallen die Temperaturen leicht unter Normniveau. Ab Mitte kommender Woche werden wieder hochsommerliche Werte erreicht.
Aktuelle Charts für Strompreise und Erdgaspreise
Die dargestellten Inhalte spiegeln die Meinung des Autors wider. Die zukünftige Entwicklung der dargestellten Produkte kann davon abweichen. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Information in diesem Dokument ist als Beratung zu verstehen. Quellen: EEX (Strom, Erdgas, EUA), ICE (Brent CrudeOil, Kohle)
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