Energiemarktbericht vom 29. September 2022
Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung fällt auf 180 €/MWh – Nach Nordstream Lecks – Stopp der Gasumlage und Gaspreisbremse beschlossen
In den vergangenen zwei Wochen haben eine Vielzahl geopolitischer Ereignisse zu starken Turbulenzen auf den europäischen Gasmärkten geführt. Insgesamt sind die Gaspreise von den Höchstständen am Ende August zwar gesunken, weisen aber weiterhin einzelne starke Ausreiser nach oben auf. Insbesondere die ersten Meldungen von Lecks an den Nordstream Leitungen am 27.09.2022 haben unverzüglich zu Preissteigerungen geführt. Die meisten politische Akteure und Marktteilnehmer gehen mittlerweile von gezielten Anschlägen aus, wobei die daraus resultierenden politischen Konsequenzen noch schwer abzuschätzen sind. Von einer baldigen Wiederaufnahme der Lieferungen über die NS 1 kann jedoch aktuell nicht ausgegangen werden.
Auch die aktuell unterdurchschnittlichen kalten Temperaturen in Europa wirken preisstützend. Der Wegfall der erst kürzlich eingeführten Gasumlage, sowie die soeben (29.09.2022) eingeführte Gaspreisbremse und mögliche weitere regulatorische Markteingriffe auf EU-Ebene sorgen aktuell für ein äußerst instabiles Marktumfeld. Der Day-Ahead Preis am deutschen Marktgebiet THE liegt bei ca. 180 €/MWh.
Zumindest gibt es von den Speicherständen einige gute Nachrichten: der Gesamtspeicherstand in Deutschland ist trotz langsamerer Einspeisungen auf 91,50% angestiegen (29.09.2022) und nähert sich somit dem nächsten Vorgabeziel von 95% zum 01.11.2022. Preisdämpfend wirken hier auch die steigenden Gaslieferungen aus Norwegen, wo die Wartungsarbeiten langsam zu Ende gehen und die Förderung auf übliche Niveaus steigen kann. Die LNG Mengen nach Europa sind weiterhin hoch, wobei hier auch am vergangenen Wochenende neue Lieferverträge für die bald in Betrieb gehenden deutschen LNG-Terminals abgeschlossen wurden. Auch die neue Baltic Pipe, welche direkte Gaslieferungen aus Norwegen nach Polen ermöglicht, wurde soeben am 27.09.2022 eröffnet.
Trotz allem schauen die Marktteilnehmer besorgt auf den kommenden Winter. Entscheidend wird nicht nur das Wetter, sondern auch das Einsparpotential der Industrie und privater Verbraucher. Die Bundesnetzagentur appellierte heute nochmals ausdrücklich an die Bürger, den Gasverbrauch freiwillig zu reduzieren und das eigene Heizverhalten zu überdenken. Das Winterprodukt 2022/2023 am THE handelt aktuell bei ca. 203 €/MWh.
Produkt [€/MWh] | 29.09.2022 | 14.09.2022 | delta |
THE Gas QIV 22 | 219,68 | 223,48 | -3,81 |
THE Gas Win 22 | 224,29 | 224,39 | -0,10 |
THE Gas Cal 23 | 222,33 | 199,70 | 11,63 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 29.09.2022 und 14.09.2022 (siehe letzter Bericht)
Strom: Strompreisentwicklung fällt auf 470 €/MWh – Weiterbetrieb der Kernkraftwerke in Deutschland wirkt preisdämpfend
Nach dem Rückgang der Strompreise von den Allzeithochs zum Ende August, befindet sich der Strommarkt gerade primär in einer Seitwärtsbewegung. Auch hier führten die Gaslecks an der Nordstream zu einer kurzzeitigen Preisspitze, wobei das hohe Niveau nicht gehalten werden konnte und der Preis z.B. für das Kalenderjahr 2023 auf ca. 470 €/MWh wieder gesunken ist. Auch der voraussichtliche Weiterbetrieb von zwei Kernkraftwerken in Deutschland im ersten Quartal 2023 wirkt preisdämpfend. Der bisher überdurchschnittlich regnerische September erlaubt zudem eine höhere Stromproduktion aus Wasserkraft.
Diese letzten niederschlagsreichen Wochen führten ebenfalls zu steigenden Flusspegeln in Europa. Dadurch kann mehr Kohle von den großen Häfen innerhalb Europas zu den Kraftwerken verschifft werden. Aktuell liegt der Kohlepreis für die Lieferung im Jahr 2023 bei ca. 288 USD/t.
Der Preis für Emissionszertifikate, welcher durch die Turbulenzen auf anderen Energiemärkten allmählich in Hintergrund geraten ist, verzeichnet weiterhin seit Mitte August Verluste. Trotz einer kurzen Korrektur nach oben, ist der Zertifikatspreis erneut abgerutscht und liegt nun bei 65 €/t. Die düsteren ökonomischen Aussichten drücken den Preis stets nach unten, da geringere Industrieproduktion auch einen niedrigeren Bedarf an Emissionszertifikaten mit sich bringt. Das Europäische Parlament plant zusätzlich die EUA-Verkäufe in den kommenden Jahren zu erhöhen. Dies wirkt zusätzlich preisbelastend.
Produkt [€/MWh] | 29.09.2022 | 14.09.2022 | delta |
Strom Base Cal 23 | 501,38 | 517,00 | -15,62 |
Strom Peak Cal 23 | 687,25 | 700,00 | -12,75 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 29.09.2022 und 14.09.2022 (siehe letzter Bericht)
Öl: Ölpreisentwicklung fällt auf 89 USD/bbl – Preisobergrenze für russisches Öl uns Beginn der Hurrikansaison
Die klaren Prognosen von Rezessionen in den meisten Industrieländern im kommenden Jahr sorgen seit Wochen für einen Preisverfall auf dem Ölmarkt. Die im Zuge der Sanktionspolitik der EU kürzlich angekündigten Preisobergrenze für russisches Öl könnte jedoch für eine kurzfristige Trendwende sorgen. Der Ölpreis der Sorte Brent liegt bei aktuell bei 89 USD/bbl. Auch der Beginn der Hurrikansaison im Golf von Mexiko könnte die Lieferketten stören und den Preis steigen lassen.
Temperatur: Temperaturentwicklung deutlich unterhalb der Norm
Die Temperaturen befinden sich aktuell deutlich unterhalb der Norm. Für die kommenden Tage wird von einer Temperatur innerhalb des Durchschnitts ausgegangen.
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