
Energiemarktbericht vom 20.06.2024
Energiemarktbericht zur Preisentwicklung von Erdgas, Strom und CO2 sowie Öl
Erdgas: Erdgaspreisentwicklung steigt auf 39,16 €/MWh – EU plant erstmals Sanktionen gegen russische LNG-Exporte

Erdgas-Preisentwicklung Kalenderjahr 2025 – Spot-Q3 2024 – Erdgaspreisentwicklung Q4 2024, Erdgaspreisentwicklung Winter 2024 – (Stand: 20.06.2024)
Das Frontjahr am deutschen Gasmarktgebiet THE handelt aktuell bei 39,16 €/MWh und bewegt sich März in einem intakten Aufwärtstrend. Das LNG-Angebot könnte aufgrund von Wartungsausfällen geringer ausfallen, was die Konkurrenz um LNG zwischen Europa und Asien erhöhen könnte. Die australische LNG-Anlage Wheatstone mit einer Kapazität von 12,1 Mrd. Kubikmetern/Jahr ist vergangene Woche unerwartet ausgefallen und könnte noch einige Wochen offline bleiben, was die Exporte nach Asien reduziert. Die LNG-Preise in Nordasien stiegen ebenfalls sprunghaft an, weil das heiße Wetter die Nachfrage ankurbelt. Für die nächsten zwei Monate werden höhere Temperaturen als üblich erwartet. Der Spread zwischen dem Japan/Korea-Marker (JKM) und den entsprechenden europäischen TTF-Kontrakt hat sich bezüglich der kommenden Monate auf 1,60 €/MWh ausgeweitet. Essenziell für Europa sind weiterhin die Pipelinelieferungen aus Norwegen und bereits kleinere ungeplante Ausfälle können einen größeren Einfluss auf die Preise haben. Momentan sind die Gasflüsse über die norwegischen Pipelines wieder stabil (330 Mio Kubikmetern/Tag), was auskömmlich bezüglich der schwachen Gasnachfrage und der Einspeicherung ist. Wobei der industrielle Gasverbrauch in Deutschland bereits die vierte Woche in Folge gestiegen ist. Die europäischen Speicher weisen einen Füllstand von 74,09% auf. Die deutschen Speicher sind zu 77% (190,5 GWh) gefüllt und liegt mittlerweile unter dem Vorjahresdurchschnitt. Eine zusätzliche Nachfrage nach Gasmengen kommt aus Ägypten. Sie wollen 15-20 LNG-Ladungen zur Deckung des Sommerbedarfs mittels Ausschreibung kaufen und konkurrieren mit anderen Käufern aus dem Mittelmeerraum, was die Preise stützt.
Seit 2018 ist Ägypten ein zuverlässiger Exporteur von LNG-Mengen nach Europa. Schwindende Erdgasvorräte, eine wachsende Bevölkerung und den damit einhergehenden höheren Strombedarf zwingt das Land, wieder zu einem Nettoimporteur zu werden. Ebenso bleibt die Unsicherheit bezüglich russischer Gaslieferungen weiterhin bestehen. Während die EU offiziell den Ausstieg aus russischem Pipeline-Gas anstrebt, laufen hinter den Kulissen offenbar Gespräche, wie die Transitverbindung durch die Ukraine auch nach Jahresende genutzt werden könnte. Europäische Regierungs- und Unternehmensvertreter seien in intensiven Gesprächen mit der Ukraine. Eine der meistdiskutierten Optionen ist, dass europäische Unternehmen Gas aus Aserbaidschan kaufen und in russische Pipelines einspeisen, die nach Europa führen. Die Ukraine könnte von dieser Lösung finanziell profitieren. Eine mögliche Variante wäre ein Swap-Deal mit Russland. Die beiden Staaten könnten auf dem Papier Gasmengen tauschen – Russland könnte so in den Süden liefern, während Aserbaidschan aus Russland in das ukrainische Leitungsnetz einspeisen würde. Dies könnte eine praktikable Lösung sein, um die Gasversorgung Europas zu sichern. Andererseits plant die EU erstmals Sanktionen gegen russische LNG-Exporte. Die Einfuhr in die EU-Länder bleibt davon unberührt. Beschränkungen gelten nur an europäischen Häfen – beim Umschlag von russischem Flüssiggas für den Weltmarkt.
Produkt [€/MWh]06 | 19.06.2024 | 05.06.2024 | delta |
THE Gas Quartal III 2024 | 35,89 | 33,74 | 2,15 |
THE Gas Winter 2024 | 40,28 | 38,19 | 2,09 |
The Gas Kalenderjahr 2025 | 39,16 | 37,15 | 2,01 |
Tabelle 1: Preisveränderung von Gas am 20.06.2024 und 05.06.2024
Strom: Strompreisentwicklung fällt auf 93,16 €/MWh – Longpositionen im EUA-Markt fielen auf tiefsten Stand seit zwei Monaten

Strompreisentwicklung 2025, EUA-Preisentwicklung 2024 Kohlepreisentwicklung 2025 (Stand: 06.0Strompreisentwicklung 2025, EUA-Preisentwicklung 2024 Kohlepreisentwicklung 2025 (Stand: 20.06.2024)
Die kurzfristigen Stromkontrakte sind mehr vom Gasmarkt beeinflusst, der sich zuletzt aufgrund von ungeplanten Wartungen eher volatil zeigte. Das Kalenderjahr 2025 sollte sich um die 90 €/MWh konsolidieren. Die Verschmutzungsrechte sind stärker gefallen und dämpfen die anziehenden Gaspreise, sodass mit einer Seitwärtsbewegung zwischen 85 und 95 €/MWh zu rechnen ist. Eine Hitzewelle ist derzeit nicht in Sicht, dennoch werden die steigenden Temperaturen für eine erhöhte Klimatisierung sorgen und dies könnte die Spotpreise unterstützen.
Der Preis für CO2-Zertifikate fiel nach der Europawahl um 4 €/t und hat sich aktuell wieder auf 70,33 €/t erhöht. Die Parteien, die Europa kritisch gegenüberstehen, haben an Stimmen gewonnen. Der Rechtsrahmen für die Verwirklichung der CO2- Neutralität bis 2050 dürfte sich zugunsten der Wirtschaft und weniger zugunsten der Umwelt ausrichten. Dies könnte zur Folge haben, dass zu hohe CO2-Preise politisch nicht mehr in dem hohen Maße gewünscht sind, um die Wirtschaft mit den sowieso schon hohen Energiepreisen nicht noch weiter zu belasten. Die Hedgefonds und finanziellen Anleger sehen das anscheinend genauso, denn die Netto-Leerverkaufspositionen am EUA-Markt haben sich erneut erhöht. Gleichzeitig fielen die Longpositionen (welche auf steigende Preise spekulieren) auf den tiefsten Stand seit fast zwei Monaten. Dies könnte ein Indiz für künftig wieder fallende Preise sein.
Die europäischen Kohlepreise haben in der letzten Woche etwas nachgegeben, da ein wachsendes Angebot und eine weiterhin schleppende saisonale Nachfrage den Markt unter Druck setzten. Der API-2 Kontrakt für das Frontjahr steigt seit dieser Woche kontinuierlich und handelt derzeit bei 124 USD/t. Es gibt einen leichten Anstieg der nordwesteuropäischen Kraftwerksimporte. Das zweitgrößte US-Kohleexportzentrum im Hafen von Baltimore konnte vergangene Woche den Exportbetrieb wieder voll aufnehmen. Es wird erwartet, dass sich die Wiederaufnahme der Verschiffungen aus Baltimore zusammen mit dem kolumbianischen Exportverbot nach Israel, insbesondere im Atlantik, erhöhen wird. Die kolumbianische Regierung hatte letzte Woche ein Dekret veröffentlicht, mit dem der Export von Kohle nach Israel aufgrund des Krieges im Gazastreifen gestoppt werden soll. Israel könnte dann mehr Kohle aus Südafrika und Russland beziehen. Die überschüssigen kolumbianischen Mengen könnten durch europäische Länder aufgenommen werden.
Produkt [€/MWh] | 19.06.2024 | 05.06.2024 | delta |
Strom Base Kalenderjahr 2025 | 93,53 | 93,16 | 0,37 |
Strom Peak Kalenderjahr 2025 | 103,10 | 103,54 | -0,44 |
Tabelle 2: Preisveränderung von Strom am 20.06.2024 und 05.06.2024
Öl: Ölpreisentwicklung fällt auf 78,41 USD/bbl – Fallende Anzahl von US-Bohranlagen wirkt sich preistreibend aus

Ölpreisentwicklung der letzten 6 Monate – Februar bis Juni 2024 (Stand: 20.06.2024)
Die Ölpreise sind wieder über 80 USD/bbl gestiegen und stehen aktuell bei 85,07 USD/bbl. Die geopolitischen Risken im Nahost Konflikt nehmen gerade wieder zu. Die russische Energieinfrastruktur wird weiterhin angegriffen, während eine Ausweitung des Nahostkonflikts auf den Libanon bevorstehen könnte. Außerdem hat die OPEC+ ihren jüngsten Beschluss zur Förderanhebung ab Oktober inzwischen relativiert. Während die Marktteilnehmer nun dank der OPEC+ wieder mit einem knappen Angebot in der zweiten Jahreshälfte rechnen, sind die allgegenwärtigen Nachfragesorgen etwas in den Hintergrund getreten. Die wirtschaftliche Entwicklung in China bleibt unsicher und schien zuletzt schwächer als erhofft. Es gibt Anzeichen für einen rückläufigen Benzinverbrauch in Indien und eine langsamere Raffinerieaktivität in China. Darüber hinaus zeigen Konjunkturdaten, dass die chinesische Industrietätigkeit nur schleppend zunimmt. Die US-Nachfrage wird stark von der Zinspolitik der US-Notenbank beeinflusst, da höhere Zinsen die Ölnachfrage belasten. Die Fed wird aber immer restriktiver, was eine Zinssenkung in diesem Jahr angeht. Schwache US-Konjunkturdaten und die Meldung, dass Russland die Sanktionen bezüglich der Ölexporte immer erfolgreicher umgehen kann, sorgten für einen Preisdämpfer sowie die gestiegenen US-Rohölvorräte. Hingegen wirkt sich die permanent fallende Zahl an aktiven US-Bohranlagen immer preistreibender aus. Derzeit sind 488 Einheiten aktiv, Anfang des Jahres lag die Zahl deutlich über 600. Somit muss mit einer zeitlichen Verzögerung von 6 bis 9 Monaten mit einem Rückgang der US-Ölproduktion gerechnet werden.
Temperatur: Temperaturentwicklung steigt auf hochsommerliches Niveau

Temperaturentwicklung der letzten 6 Monate von Februar bis Juni 2024 in Celsius (Stand: 20.06.2024)
Die Temperaturen bewegen sich in den kommenden Tagen zwischen 25 und 30 Grad auf sommerlichen bzw. hochsommerlichem Niveau.
Aktuelle Charts für Strompreise und Erdgaspreise
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